Das südliche Spanien ist nicht erst heute beliebt bei Reisenden aus aller Welt. Schon 800 Jahre vor Christus errichteten die Phönizier aus Nordafrika hier das Königreich Tartessos, Cádiz ist damit die älteste Stadt Europas. Die fiel schon bald an die Karthager und dann an die Römer. 700 Jahre lang herrschten sie über ganz Südeuropa und bauten Städte, Handelswege und Aquädukte, deren Überreste sich überall in Andalusien finden. Nachdem das Römische Reich von den Vandalen überrannt wurde, kam im 7. Jahrhundert mit den Mauren die goldene Zeit für „Al-Andalus“. Paläste und Moscheen wie aus Tausendundeiner Nacht stehen noch heute in Granada, Córdoba und Sevilla und zeugen von einer Ära, in der die weitaus zivilisiertere arabische Kultur Europa ihren Stempel aufdrückte. Erst König Ferdinand II. eroberte Andalusien für die Christenheit zurück. Im Jahr 1492 gab Boabdil, der Emir von Granada, die letzte Bastion der Mauren auf. Gleichzeitig begann eine neue Eroberungswelle. Christoph Kolumbus startete von Sevilla seine Entdeckungsreise. Statt Indien fand er Amerika und machte Andalusien zur größten Seefahrernation Europas. Der Sturz war umso tiefer, als im 17. Jahrhundert die Briten die Weltmacht übernahmen.

Erbfolgekriege, verlorene Seeschlachten und schließlich die Diktatur Francos bluteten Andalusien aus. Heute finden sich in dem geschichtlichen Auf und Ab, den glorreichen Erfolgen und bitteren Niederlage sowie vielfältigen kulturellen Einflüssen vor allem lieb und teuer gewordene Traditionen wieder, die das Herz und die Seele Andalusiens ausmachen und jedes Jahr unzählige Besucher in ihren Bann ziehen...

Andalusiens Feste
Egal, wann und wo und welcher Heilige gerade gefeiert wird: Eine zünftige andalusische „feria“ solltest Du dir auf keinen Fall entgehen lassen. Lebhafte Festivals und religiöse Feiern sind über das ganze Jahr verteilt und dienen den Andalusiern vor allem dazu, sich mal wieder richtig herauszuputzen, gemeinsam auf den Straßen zu singen und das Tanzbein zu schwingen. Ob Du dich mitten in das verrückte Treiben beim Karneval in Cádiz stürzt, den pompösen Prozessionen der Semana Santa in Sevilla folgst oder die stolzen andalusischen Pferde auf der Feria del Caballo in Jerez de la Frontera bewunderst – bei einem andalusischen Fest lernst Du die ansonsten so verträumte Region ganz anders kennen.

Die Magie des Flamencos
Du hast nur wenig Zeit, um Andalusiens Kultur zu entdecken? Der Flamenco mit seinen sinnlichen Bewegungen und strengen Schritten bringt das Lebensgefühl der Andalusier auf einen Punkt. Die „duende“ versetzt Tänzer und Zuhörer in Trance. Beeinflusst durch die Mauren und das fahrende Volk der Roma, vermischt sich im andalusischen Flamenco Romantik mit Nationalstolz. Die Meister der Kunst trifft man auf der „Ruta de la Bajani“ zwischen Algeciras und Jerez de la Frontera. In Sevilla, der Wiege des Flamencos, tanzt man die ganze Nacht.

Tradition Stierkampf  
Hemingways Essay „Tod am Nachmittag“ machte den andalusischen Stierkampf weltberühmt. Die „corrida de toro“, ein Spektakel mit Show, Musik und prunkvollen Trachten, gehört fest zu Andalusien. Der Kampf zwischen Mensch und Stier endet, wenn alles gut läuft, mit dem Todesstoß durch den „matador“. Prunkvolle Arenen wie die „plazas de toro“ von Sevilla, Málaga und Ronda werden jährlich von tausenden Touristen besucht. Die Arena „La Maestranza“ in Sevilla gehört zu den ältesten Spaniens.

 Andalusische Pferde  
In der Königlich-Spanischen Reitschule in Jerez de la Frontera führen Dir 60 silberweiße Pferde beim „Como bailan los caballos andaluces“ einen regelrechten Tanz vor, mit komplizierten Schrittfolgen, spielerischen Hüpfern und gekonnten Volten. Das ist Pferdedressur auf höchstem Niveau. Geritten wird in Andalusien schon seit Jahrhunderten, beim Viehtreiben auf den „campos“ oder beim Stierkampf. Die Mauren brachten im Mittelalter ihre Pferde mit. Aus den arabischen Berbern und den spanischen Rassen entstand der Andalusier. Die Krönung dieser eleganten Rasse ist der „Cartujano“, der seit dem 15. Jahrhundert in einem Kartäuserkloster in Jerez de la Frontera gezüchtet wird.  

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