TOP-HIGHLIGHT#08

 

Sidi Bou Said –Zeit der Sehnsucht

Das Künstlerstädtchen Sidi Bou Said liegt hoch über dem Golf von Tunis (130 m). Gepflasterte Gassen schlängeln sich vorbei an weißen Häusern, an mit Nägeln verzierten blauen Türen und blauen Mouch-Arabias (typischen Fensterläden). Hier und da stehen vor den Villen und Palästen riesige Bougainvilliers mit fuchsiafarbenen Blüten. Sidi Bou Said ist ein Ort für Künstler und all diejenigen, die sich von der Süße des Lebens verführen lassen wollen. In dem Terrassencafé Sidi Chabbane lässt es sich herrlich ein Wasserpfeifchen rauchen, ein Glas Minztee trinken und ganz relaxt ein Buch lesen mit einem wunderbaren Blick auf den Golf von Tunis und den Berg Jebel Bouc El Kornine. Besiedelt war dieses schöne Fleckchen Erde wohl schon bei den Puniern. Seinen wahren Ursprung hat der Ort im 13. Jahrhundert. Im Jahr 1207 kehrte der heilige Mann Abou Said El Beji von Mekka zurück nach Sid Bou Said. Hier lehrte und verbreitete er den Sufismus. Nach seinem Tod 1231 wurde sein Grab zu einer heiligen Stätte. Ganz in der Nähe befindet sich das berühmte Café des Nattes. Die Gründung des Ortes geht auf die Mauren zurück, die im 16. Jahrhundert sich im gesamten Norden des Landes niederließen und Kunsthandwerk und Malouf-Musik mitbrachten. Ab dem 18. Jahrhundert entdeckten die tunesischen Beys, die Herrscher des Landes, ihre Minister und hohe Beamten diesen verzauberten Ort als ihre Sommerresidenzen. Seit dem 19. Jahrhundert trägt der Ort seinen Namen Sidi Bou Said. Sein heutiges Aussehen verdankt es dem französischen Banquiersohn deutschen Ursprungs, Rodolphe d’Erlanger, der 1912 Sidi Bou Said für sich entdeckte. Auf sein Antreiben hin wurde der Ort 1915 unter Denkmalschutz gestellt. Der Baron baute einen der Paläste um. Sein neues Anwesen, das den Namen „Nejma Ez-Zahra“ (funkelnder Stern) trägt, wurde zu einem Ort der Kunst und der Bohème, der heute ein Museum und ein Institut für Musik beherbergt.

Ob es nun Flaubert oder Simone de Beauvoir, August Macke oder Paul Klee, Serge Gainsbourg und Jane Birkib sind: Internationale wie einheimische Künstler haben ihre Inspiration in Sidi Bou Said gefunden. August Macke hat seine bekanntesten Werke hier entstehen lassen. Sein Blick auf das legendäre Café des Nattes ist weltberühmt. Paul Klee hat sich in den Farben und Formen des Ortes als Maler entdeckt. Auch heute noch zieht Sidi Bou Said die Künstler an. Hier arbeiten heute auch viele tunesische Maler und auch gibt es hier zahlreiche Galerien (z.B. Galerie Aicha Gorgi oder Galerie Le Violon Bleu). Der gefeierte Couturier tunesischen Ursprungs, Azzedine Alaïa hatte hier sein Sommerhaus, das „Dar Alaïa“, das nun ein Ort der Künste ist mit der schönsten Blicke auf das Mittelmeer und den Berg Jebel Bou El Kornine.